Als digital denkender und auch gerne so arbeitender Lehrer wird man im Schulalltag weiterhin mit der fast vollständig analogen Realität konfrontiert: Klassenlisten, Kurznotizen der Kollegen, Kopien für die SchülerInnen, Klausuren, Hausarbeiten, z. T. sogar Notenlisten (!): Alles analog.
Und wer kommt da auf die verrückte Idee, mit einer Lernplattform zu arbeiten?
Zunächst mein Verständnis einer solchen Plattform: Sie bietet mehr als ein simpler Cloud-Speicher (wie Dropbox und Konsorten), nämlich passwortgeschützte Kurse, Upload-Möglichkeiten für alle, Kooperationstools zum gemeinsamen Erstellen von Lerninhalten, Chats bzw. Kommunikationswege. Viele sagen jetzt: Moodle!
Warum kein Moodle?
- Es ist kompliziert in der Installation, Einrichtung, Wartung und Nutzung. In der Schulentwicklung ist es bei einem Innovationsschritt immer nötig, das Kollegium dadurch mitzunehmen, dass erstens ein Mehrwert erkennbar ist und zweitens die Hürden der Nutzung möglichst gering sind. Beides ist hier nicht der Fall. Wir haben einmal einen Schul-Wiki ausprobiert: Die KollegInnen waren bereit dazu, diesen mitzuentwickeln, aber die Formatierung war zu kompliziert. Nach 1 Jahr gab es nur noch 3 Nutzer. Was nicht einfach geht, geht einfach nicht.
- Es ist hässlich. Ja, ich weiß, es gibt Skins und Möglichkeiten, Moodle ansprechend zu gestalten, aber, seien wir ehrlich: Wenn die Plattform nicht dem Standard von Facebook etc. entspricht, brauchen wir nicht anzufangen, denn die SchülerInnen haben da (zurecht) einen gewissen Anspruch entwickelt. Lernen darf auch “schön” sein.
Was bleibt sonst?
Mir gefällt Google Classroom, aber ich darf es aus Datenschutzgründen nicht nutzen. Die Schulen in skandinavischen Ländern nutzen itslearning. Das sieht schon recht ordentlich aus, und wird wohl auch inzwischen im Bundesland Bremen genutzt. Dann gibt es noch Edmodo (ist das legal in Deutschland?) und viele weitere, die aber noch keine Verbreitung gefunden haben.
Unser Stand
Wir sind bereits weit fortgeschritten in der Digitalisierung unserer Schule:
- Alle Räume mit Beamer, Computer, Dokumentenkamera und W-Lan.
- Freies W-Lan für SchülerInnen
- Neue Nutzungsordnung für ebendieses für BYOD
- Elektronisches Tagebuch für die Oberstufe
- Elektronische Stunden- und Vertretungspläne (mit Untis)
- Elektronische Raumbuchung
- Die SchülerInnen nutzen allerlei Cloud-Dienste zur Kollaboration
- Wir nutzen vereinzelt Etherpads
- Wir haben Schultablets.
Und wann kommt die (einfache) Plattform als zentrale Anlaufstelle?
Ich arbeite derzeit wie Monika Heusinger zunächst mit Google Drive, niederschwellig, aber so haben die SchülerInnen immerhin erstmal alle relevanten Inhalte im Zugriff (auch ohne Login) und diejenigen mit Google-Account können auch Inhalte hinzufügen. Ohne Namensnennung bleibt auch der Datenschutz gewahrt. Der Rest läuft über ZumPads und per Mail. Unbefriedigend, aber ein Anfang.
Eine Lernplattform ist dann gut, wenn die SchülerInnen entscheiden können, wann sie wo mit was lernen. Kommt dazu, dass der Lehrer, wo und wann immer, eingreifen, und dass das Resultat geteilt werden kann.