Keynote-Vortrag von Richard Heinen und Katja Anokhina: Schnelle Komplexität
Im Keynote „Schule in einer Gesellschaft im digitalen Wandel“ wurde deutlich, wie sehr derzeit versucht wird, Prinzipien der Software-Entwicklung auf die Schulentwicklung zu übertragen (Stichwort Agilität). Der Versuch einer Strukturierung aller Herausforderungen und Ebenen, die von diesem Prozess betroffen sind, endete in einer sehr komplexen Scheibe, die in einem Pecha Kucha-Format präsentiert wurde, als ob es noch einer zusätzlichen Herausforderung durch hohe Geschwindigkeit bedurft hätte. Hier wurde auch klar: Die Schulen, die sich im Forum Bildung Digitalisierung (#ForumBD) betätigen, bewegen sich gedanklich schon auf einer ganz anderen Ebene. Was die Veranstalter bewogen hat, einen solch spezifischen Ansatz (der unbedingt durchdenkenswert ist!) als Keynote zu wählen in einem Setting, wo mind. 1/3 Newbies waren, bleibt mir etwas schleierhaft. Hier die von den beiden bereitgestellten Folien; ich freue mich über Erläuterungen des Dargestellten:
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Workshop von Dejan Mihajlovic: Lehrende im digitalen Zeitalter
Dejans Ausgangspunkt waren Veränderungen in der Wirtschaft (Automatisierung, Firma BostonDynamics etc.), um dann darauf zu sprechen zu kommen, dass die gesamtgesellschaftliche Komponente in der Verkürzung auf wirtschaftliche Anforderungen oft zu kurz kommt. Er stellte seine Vorstellung einer zeitgemäßen Bildung auf dieser Basis vor, die eben nicht von der Technik ausgeht, sondern u.a. die veränderten Lernformen in den Vordergrund stellte.
Für manche auf der Tagung ist das eine Elfenbeinturmdiskussion, ich finde sie eben wegen des Arguments des „Framing“ sehr wichtig: Welches Mindset wird abgerufen, wenn wir sagen, wir führen eine „Tabletklasse“ ein? Welche Vorstellung von Unterricht füllt die Ausgestaltung dieser vermeintlichen Revolution? Im schlimmsten Fall, und auch davon habe ich am ersten Tag wieder erfahren, füllen Schülerinnen und Schüler die gleichen Skripte, die sie vorher analog ausgefüllt haben, jetzt digital aus, und das Ganze noch langsamer, weil die günstigen iPads kein Schreiben mit dem Pencil ermöglichen. Und dann stecken wir im SAMR-Modell noch vor der Ebene des S fest.
Man könnte Dejans Vorstellung von Lehrerinnen und Lehrern, die sich permanent und jeden Tag über Social Media vernetzen und fortbilden, als Zumutung bezeichnen, aber die Idee ist richtig: Wir sind Vorbilder im Lernen; unsere Schülerinnen und Schüler sind vernetzt. Sie nutzen diese Fähigkeiten aber nicht für Ihr Privates Lernnetzwerk (PLN) bei schulisch gewünschten Inhalten (durchaus aber im privaten Lernen, wie der Skill-Entwicklung von Fifa18). Der erste Schritt müsste aber sein, Kollegien die Vernetzung beizubringen. Es geht mal wieder um Haltung, und die lässt sich auch im „Analogen“ einüben: Bei der Hospitation und im Austausch mit Schulen, die weiter sind als das eigene Kollegium, bei der Organisation einer Barcamp-Struktur auf Schulebene, angereichert mit externen Experten.
Und sonst so?
Es fällt auf, dass strukturelle Ansätze (wie schaffe ich es, dass sich eine gesamte Schule auf den Weg macht) immer noch zu kurz kommen. Von der reinen Tool-Werkstatt war der erste Tag von #wes4_0 zum Glück weit entfernt, aber ebenso weit auch von Perspektiven für die gesamte Bildungslandschaft. Über den Versuch einer Bildungscloud in Baden-Württemberg wird nicht nur hinter vorgehaltener Hand gelacht. Die Situation mit Logineo in NRW hat wieder gezeigt: Staatliche Lösungen sind in diesem (unterfinanzierten) Bereich immer unterlegen. Es braucht Lizenzierungen für private Angebote (Google Classroom, Office 365) mit klaren datenschutzrechtlichen und finanziellen Vorgaben. Darin sind sich auf fast allen Ebenen alle einig, die Entscheidungen am Ende sehen anders aus.
To be continued…